März 2019

Kolumnen, erschienen in der Tageszeitung

Freies Wort "Monas Eseleien"

 

Freu(n)dlose Kinder  

                                                                              

Sozialschwache Menschen haben wenige Freunde – beschämende Tatsache! Arme Menschen – arme Menschlein. Solche Kinder verfügen nicht nur über weniger Spielsachen, weniger Bekleidung und einfacheres Essen; nein, sie haben auch nur wenige oder gar keine Freunde.

Traurig, sehr traurig, wenn ich mir das so überlege – ohne Freunde durchs Leben zu gehen, echt freudlos! Keine Schulter zum Anlehnen, niemand, der mir einfühlsam zuhört und mir die nötige Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Allein diese  Vorstellung drückt schwer auf mein Gemüt. Ich bin ja nur eine Eselin, aber ich bin sowas von glücklich, dass es meine wahren Freunde gibt!

Mein Lebensalltag lehrte mich, die echten von den unechten Freunden zu unterscheiden. Sehr schnell wird die große Schar zum kleinen Häufchen – oder es kristallisiert sich nur noch ein einzelnes Lebewesen heraus – ob Mensch oder Tier, das ist nicht wichtig; getragen und verstanden muss ich mich fühlen. Auf diesen, meinen Freund, kann ich mich verlassen und ich weiß, dass er niemals mein Vertrauen missbraucht!

Es gibt sie tatsächlich noch, die wahren Freunde – und mit intuitivem Bauchgefühl und der nötigen Ausdauer findet man sie.

Dir, liebes Menschenkind irgendwo, wünsche ich von ganzem Herzen einen ehrlichen Freund – ob mit zwei oder vier Beinen!  

 

Bis bald!

Eselin Mona aus Gleichamberg

 

 

Verlorene Zukunft

 

Anstelle eines Dorfbummels wandere ich zum nahe gelegenen Denkmal. Dort wachsen um diese Jahreszeit leckere Gräser, die ich ganz besonders mag. Geschafft! Ich stehe vor der großen Steinmauer, an der 72 Tafeln befestigt sind. Jede Tafel ist mit einem Namen, Geburts- und Todestag versehen. Sie sollen uns an die getöteten Soldaten erinnern. Oh! Ich bin ja heute nicht alleine hier! Vor einer Tafel steht ein altes, hageres Weiblein. In den gefalteten Händen hält sie eine dunkelrote Rose. Sie spricht, als würde ihr jemand zuhören, aber ich sehe niemanden. „Manfred, weißt du noch, wie wir miteinander geträumt haben – von Möglichem und Unmöglichem – es sollte unser Leben werden!“ Gebannt verweilt ihr Blick auf der einen Tafel. „Ein lebenslustiger, hübscher Jüngling warst du, und im Herzen waren wir beide noch Kinder, als ich dich in deiner viel zu großen Wehrmachtsuniform zum letzten Mal sah. Diesen Augenblick, als unsere Augenpaare sich trafen, werde ich nie vergessen! Du hast gewusst, dass es keine Wiederkehr mehr gibt; deine ehrlichen, traurigen Augen haben dich verraten. Oh Manfred, du hast dein Leben sinnlos verloren – im Mai 1945, eine Woche nach deinem 16. Geburtstag. Nur zu gerne wäre ich mit dir alt geworden!“ Sorgsam legt sie die Blume vor die Tafel und wischt sich die Tränen aus ihrem liebevollen, faltenreichen Gesicht. „Hallo Mona, ich habe dich gar nicht bemerkt! Habe ich wieder geredet?“ Ein wenig verlegen streichelt sie mir gefühlvoll über den Kopf. „Ja, ich habe dir zugehört. Die Menschen sind doch gescheit und die Politiker, die das Sagen haben, sind die Gescheitesten. Also wissen alle, dass es bei Streit und Krieg – in welcher Uniform auch immer – nur Verlierer gibt!“ Nachdenklich nickend und gedankenversunken verabschiedet sich das alte Weiblein von mir. Warum bringt grausame Erfahrung die Menschen nicht weiter? Ich bin nur eine Eselin – aber vielleicht kannst DU mir das erklären?

 

Bis bald!

Eselin Mona aus Gleichamberg

 

 Herzklopfen

Auch ich werde nicht jünger! Nachdem ich mit meinem Eselsohn Kimi herumgerannt bin, als hätten uns Taranteln gestochen, spüre ich meinen Herzschlag bis hoch in den Hals. Unglaublich – schon ein Wunderding, unser Herz! Es pumpt Blut durch unseren Körper und versorgt ihn mit vielem, was wir zum Leben brauchen. Das Herz –  meine Lebensuhr – solange sie tickt, lebe ich!

Im Märchen Schneewittchen wollte sich die böse Stiefmutter sogar das Herz des hübschen Mädchens einverleiben, um den sicheren Tod des schönen Kindes zu besiegeln. Doch der Jäger hatte Mitleid, verschonte die junge Prinzessin und brachte der bitterbösen Königin das Herz eines Wildschweines.

Normalerweise essen ja Menschen nicht ihresgleichen, sondern sie essen uns, die Tiere. Früher war Fleisch teuer und hatte einen hohen Stellenwert. Damals waren die Menschen der Auffassung, wenn schon ein Tier für sie getötet werde, müsse auch alles verwertet werden.

Heute ist Fleisch ein Billigprodukt und die meisten Menschen essen nur noch auserlesene Teile des Tieres. Allerdings gilt es neuerdings als trendy, wenn man in einem noblen Restaurant Tierherz isst, und dafür einen zünftigen Batzen ausgibt.

Verzeih mir meine Gedanken, aber ich stelle mir das Ganze gerade vor: Schön gedeckter Tisch, fackelndes Kerzenlicht, herausgeputzte Menschen in launig angeregten Gesprächen und vor jedem steht ein Teller mit einem Tierherzen.

Ob diese Menschen in ihren Jackentaschen wohl einen Organspenderausweis mit sich tragen?

 

Bis bald!

Eselin Mona aus Gleichamberg

 

 

 

„ Stolz erfüllt mich …  

                                                                              

… wenn ich an meinen Vater denke! Mein Vater ist Müllmann auf der spanischen Insel Mallorca“,  mit Eifer und Erhabenheit erzählt Pedro weiter, „weißt du Mona, im Urlaub denken viele Menschen nur an sich und nicht an die Tiere im Meer und an die anderen Menschen. Sie genießen den Strand, die Sonne und das Baden im Meer – und zurück bleibt ganz schön viel Müll. Der Urlaub ist zu Ende und der Rest scheint sie nicht mehr zu interessieren. Aber meinem Papa ist dies alles nicht egal! Gemeinsam mit seinen Kollegen fährt er die Küste entlang und fischt allen Müll aus dem Meer. Die Umwelt und die Tiere im Wasser leiden nämlich enorm unter diesem Dreck. Papa hat schon ganz unmögliche Dinge aus dem Meer gefischt; gestern ein altes Fahrrad und letzte Woche sogar einen Kühlschrank – so ziemlich alles, was Menschen nicht mehr gebrauchen, schmeißen einige ins Meer. Das Wasser deckt alles zu und für die Menschen ist es somit erledigt – aber so geht es doch nicht! Liebe Mona, mein Papa hat keinen Hochschulabschluss, aber sein Beruf bereitet ihm Freude und gibt ihm Befriedigung, denn er macht etwas außerordentlich Sinnvolles! Jeden Abend erzählt er mir von seiner Arbeit, dabei muss er nichts ausklammern oder sich gar schämen; im Gegenteil!“  

„Pedro, wie recht du doch hast! Es gibt viele wichtige und erst noch sinnvolle Berufe – das Wichtigste aber ist, dass es den Ausführenden mit Genugtuung erfüllt und er dabei seine Würde behält!“

 

Bis bald!

Eselin  Mona aus Gleichamberg

 

  

 

Hohlkopf

   

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!

Diese Aussage von Reformator Luther bringt mich ins Grübeln und versetzt mich zugleich ins Staunen. Mit dem Wissen um den Weltuntergang denkt er noch an das Pflanzen eines Bäumchens; ein sehr positiver Mensch. Oder gar ein Hoffnungsträger? Nicht irgendein Baum – nein, einen Apfelbaum, der für die Erkenntnis von Gut und Böse steht, aber auch für Liebe, Fruchtbarkeit und Zuversicht in das Leben und die Natur!

Ich bin, wie du weißt, nur eine Eselin, aber ich glaube, der Herr Luther wusste damals schon, dass der Mensch es irgendwann schaffen wird, seinen Lebensraum auszumergeln, und zwar so, dass alles in Schieflage gerät. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, ein Apfelbäumchen zu pflanzen, zumindest symbolisch. Jeder mündige Erwachsene könnte damit beweisen, dass er Verantwortung übernimmt und sicherlich kein Hohlkopf ist, indem er hilft, die heutigen Missstände zu beseitigen, denn dazu sind die großen den kleinen Erdenbürger gegenüber verpflichtet!

Packe du diese, möglicherweise letzte Chance zur Umkehr und zur Einsicht, mit der Erkenntnis, dass nur der Mensch, wissentlich und willentlich, sich selbst ins Aus manövriert.

Liebes Menschenkind, nimm einen Apfel, beiße hinein – und danach setze einen Apfelbaum – lass die Hoffnung und die Welt nicht sterben!

 

Bis bald!

Eselin Mona aus Gleichamberg

                                

                                          

 

 

 

 

 

 

Was niemand hören will !

 

 

Sogar die Vereinten Nationen bestätigen, dass die Folgen der weltweiten Massentierhaltung umweltschädigender sind, als der gesamte Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr!

 

UND

 

sie erzeugt am anderen Ende der Welt Wirtschaftsflüchtlinge!